Biotechnologien

shutterstock_695880544Die OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) bezeichnet Biotechnologie als „wissenschaftliche und technische Methoden, die auf lebendige Organismen oder deren Teile, Produkte und Modelle angewandt werden, um belebte oder unbelebte Materialien für die Herstellung von Wissen, Gütern und Dienstleistungen zu verändern“ – eine Definition, die sich mit ein wenig Farbe einfach in die unterschiedlichen Einsatzbereiche unterteilen lässt. Die folgenden sind die gängigsten aber nicht alle Hauptfarben:

Rote Biotechnologie

Sie versucht, Lösungen für medizinische Probleme zu finden. Sei es in der Therapie von Krankheiten oder der Diagnostik – der Mensch steht im Mittelpunkt. Rote Biotechnologie beschäftigt sich mit Krankheiten, bei denen die klassische Medizin an ihre Grenzen stößt. Besonders bei der Therapie von Tumoren sind Lösungen gesucht, um Wirkstoffe gezielt an das kranke Gewebe zu bringen und ausschließlich dort freizusetzen. Diese so genannten Drug-Delivery-Systeme dienen der Heilung. Dagegen spüren genetische Diagnose-Methoden Anfälligkeiten für Krankheiten oder Unverträglichkeiten gegenüber Medikamenten auf. Und durch Tissue Engineering versuchen Biotechnologen, Gewebe zu züchten, um kranke Körperteile zu ersetzen.

Grüne Biotechnologie

In ihrem Fokus steht nicht der Mensch, sondern die Welt der Pflanzen. Durch Eingriffe in das Erbgut der Pflanzen verändern Biotechnologen deren Eigenschaften. Sie werden durch diese Veränderungen resistent gegen Schädlinge oder sie vertragen Trockenheit besser als ihre natürlichen Verwandten. Andere wachsen schneller oder liefern höhere Erträge. In den USA gehören Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen wie Mais und Soja bereits zum Alltag, in Europa schieben sowohl Gesetze als auch die Skepsis der Verbraucher noch einen Riegel vor Gen-Pflanzen auf dem Acker.

Aber nicht nur um bessere Eigenschaften der Pflanzen geht es in der grünen Biotechnologie. Am Schnittpunkt zu „Rot“ stehen Entwicklungen wie Tabak oder Kartoffelpflanzen, in denen Impfstoffe oder Medikamente produziert werden können.

Blaue Biotechnologie

Blau wie die Weltmeere ist Programm in diesem Zweig der Biotechnologie. Die Organismen aus dem Wasser bieten ein bislang kaum erschlossenes Reservoir an Lebensformen, deren Eigenschaften sich auch an Land nutzen lassen. Bakterien, Algen oder Schwämme inspirieren Wirkstoffsuchende, Abfallstoffe aus der Fischerei lassen sich mit kleinen Kniffen zu hochwertigen Produkten verwerten, und Organismen, die unter extremen Bedingungen wie großen Tiefen oder heißen Quellen leben, schlagen die Brücke zu dem vierten Zweig der Biotechnologie, der Farbe Weiß.

Weiße Biotechnologie

Manchmal auch als graue Biotechnologie bezeichnet, soll sie mit biologischem Know-how industriellen Prozessen auf die Sprünge helfen. In Grautönen arbeiten Biotechnologen, wenn sie mit klassischen Fermentierungen arbeiten. Spielen genetisch veränderte Organismen eine Rolle, verschiebt sich die Skala wieder zu Weiß. Manchmal bekommen jedoch auch Prozesse, die für den Umweltschutz entwickelt werden oder die besonders umweltschonend sind, einen Grauton. Und auch der Übergang etablierter weißer Prozesse zur roten Biotechnologie ist nicht immer ganz eindeutig. So zählt die Produktion von Insulin für die Diabetes-Therapie durch genetisch veränderte lebende Zellen zu den Klassikern der Biotechnologie. Inzwischen stellen lebende Zellen in riesigen Stahltanks Antibiotika, Vitamine und Impfstoffe her. Rein weiß – ohne Rotschimmer – wird dieser Technologiezweig, wenn es um die Produktion von Fasern, Chemikalien oder Treibstoffen aus Stärke, Cellulose oder pflanzlichen Ölen mit biologischen Molekülen geht. Und selbst bei der täglichen Beladung der Waschmaschine spielen Biomoleküle schon eine Rolle: Sie senken die Waschtemperatur durch ihre Reinigungskraft.

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